Ich möchte gleich ganz zu Beginn einige Fragen an Sie als Englischlehrerin oder Englischlehrer richten:
- Sie möchten, dass Ihre SchülerInnen erleben, wozu und wofür man eine andere Sprache lernt?
- Der nächste Urlaub und der erste Job sind noch weit weg?
- Ihre SchülerInnen haben kaum Möglichkeiten, die andere Sprache zu verwenden?
Im Internet findet man natürlich unglaublich viele authentische englischsprachige Seiten, die für unsere SchülerInnen von Interesse sind, jedoch ist dabei kaum ein Austausch möglich. Außerdem möchten Sie als LehrerIn doch die Inhalte lenken, um gezielt neue Sprachelemente zu üben.
Für diesen Fall empfehle ich Ihnen eine Website, die es schon lange gibt und die sich berechtigterweise immer noch bester Beliebtheit erfreut:
www.epals.com
epals bietet unterschiedliche Möglichkeiten, mit fremdsprachigen LehrerInnen und deren Klassen in Kontakt zu treten.
1. Pen Pal Exchange
Sie suchen sich ein Land aus, in dem Ihr Kontakt zu Hause sein soll. Sie legen die Schwerpunkte fest (cultural studies, language studies, history …..), die Altersgruppe und die Gruppengröße.
Achtung! Setzen Sie sich ein Zeitlimit bei der Suche oder schränken Sie Ihre Suchkriterien realistisch ein. Die Auswahl ist überwältigend. Ich landete bei meiner letzten Suche zuerst auf Aruba und Nauru, um festzustellen, dass dort Französisch bevorzugt wird.
Senden Sie die Anfrage ab und warten Sie auf eine Bestätigung und eine E-Mail Ihres ausgewählten Kontakts. In der Zwischenzeit können Sie sich Ihre neue Partnerschule im Internet ansehen, um sich „Gusto zu holen“.
Ach, ja, natürlich muss man sich registrieren, was aber sehr einfach, kostenlos und unkompliziert funktioniert.
Keine SchülerInnen-Daten notwendig
Sobald der Kontakt hergestellt ist, werden die Namen der SchülerInnen eingegeben. Die Datenschutzbestimmungen für Österreich werden zu 100% eingehalten, weil nämlich keine SchülerInnen-Daten zur Registrierung notwendig sind. Die Kontaktdaten der SchülerInnen legen Sie selber fest. Ich habe also den Benutzernamen und das Passwort für meine SchülerInnen festgelegt. Altersangaben und Daten zu den Adressen sind nicht notwendig, weil der ganze Schriftverkehr über meinen Account läuft und ich als Lehrerin registriert bin.
Sie informieren vorab die Eltern über den Kontakt und holen deren Zustimmung ein. Die beste Gelegenheit dazu war für mich der erste Elternabend zu Schulbeginn. Da konnte ich auch schon unsere Partnerschule vorstellen und über die Aufgaben sprechen, die ich geplant hatte.
Zwei Möglichkeiten der Zusammenführung
Sie haben zwei Möglichkeiten, SchülerInnen zusammenzuführen, die dann mit einander kommunizieren.
- epals bietet ein „matching“ tool an. Dabei werden die SchülerInnen automatisch zugeteilt.
- Ich bevorzuge eine andere Art. Meine SchülerInnen haben sich schriftlich vorgestellt: ganz einfache kurze Sätze über sich selber, Freizeitgestaltung und Vorlieben. Die gesammelten Texte wurden in ein Word Dokument kopiert und an die Partnerschule gesendet. Dort konnten sich die SchülerInnen ihre epals aussuchen. Meine Kollegin in den USA hat die SchülerInnen zusammengeführt und dann ging endlich das Schreiben los.
Folgende Inhalte wurden gelernt und ausprobiert:
- Wie schreibt man eine E-Mail: sender, reference, salutation, first sentence, asking questions, answering questions und greeting waren formale Kriterien und gleich bei den ersten ankommenden Mails zu erkennen
- about myself: die SchülerInnen hatten den Auftrag, sich vorzustellen: Name, Wohnort, Schule, Klasse, Geschwister, Haustiere, Lieblings-….., Hobbies, ….
- last summer holidays: so konnten die SchülerInnen weiter die past tense üben und die im Unterricht gelernten Strukturen und Wörter einbauen. Nach den nächsten Ferien werden wir wieder Mails in der past tense schreiben können.
- way to school: wie komme ich in die Schule und was sehe ich auf meinem Schulweg? Das Thema war interessant, weil wir so die Umgebung unserer Partnerschule kennengelernt haben. Dort gibt es Kojoten und andere wilde Tiere. Das war natürlich ein Hit. Außerdem lernten meine SchülerInnen den amerikanischen Schulbus kennen.
- my favorite subject: mit Hilfe von padlet haben wir gemeinsam eine Seite gestaltet. (Screenshot)
Screenshot: Ingrid Legerer, Gratkorn
- how do you celebrate Halloween?: Die SchülerInnen haben sich gegenseitig berichtet, wie sie Halloween feiern. Dazu wurden auch Bilder der Kostüme ausgetauscht.
- how do you celebrate Christmas?: Mit Hilfe von vorgegebenen Wörtern wurde beschrieben, wie wir Weihnachten feiern. (baking cookies, advent calendar filled with chocolate for each day, decorate the Christmas tree, Christkind – an angel who brings the presents, decorate the house and garden, go to church, sing songs – Silent night, Oh Christmas tree, Jingle bells …., holidays, no school, special food, presents, in the evening of the 24th, little bell …)
Die nächste Aufgabe wird fächerübergreifend mit IT durchgeführt, weil wir mit Hilfe von PowerPoint die Wohnorte der SchülerInnen und unsere Schule vorstellen. Wir haben dazu eine PowerPoint-Datei unserer Partnerschule bekommen, die als Muster und Input für Wortschatz und Form dient.
Bevor die SchülerInnen ihre Mails schreiben, ist es notwendig, sie mit Wortschatz und Strukturen auszustatten. Die Themen sind so gewählt, dass sie den Interessen der SchülerInnen entsprechen und daher die Motivation groß ist, sich Wortschatz und Strukturen anzueignen, um sich mitteilen zu können.
Die Lehrperson moderiert die SchülerInnen-Texte
Alle Nachrichten, die von meinen SchülerInnen geschrieben werden, und solche, die sie erhalten, muss ich zuerst moderieren. Diese Einstellung finde ich sinnvoll, weil ich so sehen kann, ob die Nachrichten passend sind. Manchmal ist es notwendig, die eine oder andere Satzstellung oder einen Tippfehler auszubessern. Die verbesserten Nachrichten werden auch im Account der SchülerInnen abgespeichert.
Hier weitere Screenshots von einigen Themen:
2 Collaboration
Dies ist die zweite Möglichkeit, epals zu nutzen.
Die Suche nach einem Projekt oder einer Partnerschule funktioniert genauso wie bei Pen Pal. Sobald man das eigene Profil bei der Registrierung eingegeben hat, kann man auch von anderen Schulen gefunden werden. Ich wurde für folgendes Projekt gefunden:
Projekt: I am from …
Eine Schule aus Dallas, NC, lud uns ein, bei einem länderübergreifenden Projekt mitzumachen. Die Kollegin aus den USA schickte uns eine Vorlage für ein Gedicht.
Meine SchülerInnen und ich besprachen und vervollständigten das Gedicht. Meine 2. Klassen waren mit viel Eifer dabei, das Gedicht zu personalisieren und sich gegenseitig ihre Texte vorzulesen. Die SchülerInnen in den USA schrieben ebenfalls Gedichte und die Texte wurden ausgetauscht.
Die SchülerInnen in den USA suchten außerdem im Internet nach unseren Begriffen und versuchten, eine Collage für jedes Gedicht zu machen. Es war sprachlich für meine Klasse noch sehr schwer, die Texte ihrer Freunde aus Dallas zu verstehen, sodass wir dann die eigenen Texte verbildlicht haben.
Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Wir basteln weiterhin an unseren Bildern und schauen zu, wie das Projekt länderübergreifend wächst. Hier können auch Sie einen Blick daraauf werfen:
https://docs.google.com/presentation/d/1X2aN_qaVNuOX0-zgiQ41Flva2A9Hsjm2AkkKJeJUSZo/edit?usp=sharing
Was ist der pädagogisch-didaktische Mehrwert?
Außer extrem viel Spaß an der Sache, nicht nur für mich, sondern auch für meine SchülerInnen, sind folgende Punkte erkennbar:
- Mehrwert fürs Schreiben: SchülerInnen lernen unterschiedliche Textsorten (E-Mails, Gedichte …) kennen und verwenden formale Eigenschaften richtig.
- Mehrwert fürs Lesen: Mails und Texte kommen von gleichaltrigen native speakers, die ihre Sprache ganz natürlich verwenden.
- Mehrwert fürs Hören und Sprechen: E-Mails und Texte werden laut vorgelesen und ausgetauscht.
Wo ist der Haken?
Natürlich gibt es auch einige Nachteile.
- Sie können ganz sicher die eine oder andere Unit der Jahresplanung nicht machen. Projekte, wie das hier beschriebene, brauchen Zeit, auch wenn die SchülerInnen ihre Mails von zu Hause aus beantworten. Der Input und die Reflexion passieren in der Schule.
- Sie müssen die Mails lesen und eventuell korrigieren. Das braucht auch Zeit. Viele der Mails waren Teil der Hausaufgaben und somit vom Zeitaufwand im Rahmen.
- SchülerInnen fragen nach Wörtern und Strukturen, die erst später oder im nächsten Jahr laut Lehrplan, Buch und Jahresplanung unterrichtet werden. Das bedeutet, dass Ihre SchülerInnen einen unterschiedlichen Wissenstand haben. Aber ehrlich – das ist auch ohne epals so, oder nicht?
- Sie brauchen von Zeit zu Zeit einen Computerraum oder andere Endgeräte. Außerdem einen WLAN-Zugang für Ihre SchülerInnen. Die technischen Voraussetzungen stellen für mich oft die größte Herausforderung dar und sind manchmal Grund für flexibles Verändern der Stundeninhalte.
Die riesigen Vorteile der Arbeit mit epals:
- Grammatik „passiert“, weil richtige Strukturen gelesen werden.
- Wörter, Sätze und Strukturen werden wiederverwendet und nachgefragt. (Wie schreibt man ….? Heißt das …. auch wirklich …..? Ist das verständlich….?)
- SchülerInnen beschäftigen sich mit Sprache auf einer anderen Ebene. Sie denken über ihre Texte nach. Es ist ihnen wichtig, Persönliches richtig zu kommunizieren. Sie möchten verstanden werden. (Motivation!)
- Die Neugierde, zu erfahren, wie es sich in anderen Teilen der Welt so lebt, ist ungemein groß. Meine SchülerInnen waren hocherfreut, zu erfahren, dass weit weg von zu Hause auch dieselbe Musik gehört wird oder dieselbe Serie läuft.
Sie erkennen schon, dass Lernen bei der Nutzung von epals unbewusst und vollkommen freiwillig passiert. Das Warten auf neue Nachrichten und die Freude, eine zu bekommen, sind Motor der Motivation.
Im Vergleich zu den riesigen Vorteilen sind die Nachteile verschwindend klein: Also los – epals einfach ausprobieren! Erfahrungen sammeln und gerne hier als Kommentar posten.