Englischlehrer:innen stehen im Unterricht immer wieder vor der Frage: Wie vermittle ich meinen Schüler:innen eine gute Aussprache? Worauf sollte ich beim Ausspracheunterricht achten? Soll der Fokus auf British English oder American English liegen? Und wie hilfreich sind Schulbücher oder andere Materialien in diesem Prozess? Gerade in meinen ersten Unterrichtsjahren fühlte ich mich bei diesem Thema oft unsicher und habe Aussprache im Englischunterricht daher leider eher vermieden. Ich hatte das Gefühl, nicht kompetent genug zu sein, um sie gezielt zu unterrichten. Genau deshalb habe ich mich in meiner Masterarbeit zu Pronunciation teaching in Austrian lower secondary schools* intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Dafür habe ich zunächst wissenschaftliche Literatur gesichtet, zwei österreichische Englisch-Schulbuchreihen – darunter die easy-Reihe – eingehend analysiert und anschließend vier aktive Englischlehrkräfte interviewt, darunter zwei Mittelschullehrer:innen und zwei AHS-Unterstufenlehrpersonen.

Hier findest du nun meine wichtigsten Erkenntnisse, die auch dir im Unterricht eine Hilfe sein können.
Warum ist Ausspracheunterricht denn so wichtig?
Aussprache ist mehr als nur „schön sprechen“. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Sprachkompetenz und beeinflusst weit mehr als nur die Verständlichkeit. Eine präzise Aussprache verbessert das Hörverstehen, da Schüler:innen Laute und Wörter besser erkennen und verarbeiten können. Sie stärkt die Kommunikationsfähigkeit, weil Gespräche flüssiger und ohne häufiges Nachfragen oder Missverständnisse verlaufen. Und nicht zuletzt trägt eine sichere Aussprache maßgeblich zum Selbstbewusstsein bei – wer sich traut zu sprechen, nimmt aktiver am Unterricht teil und entwickelt eine positivere Einstellung zur Fremdsprache.
Gerade für die Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen ist es entscheidend, früh ein stabiles Fundament zu legen. In diesem Alter sind viele Kinder noch offen für neue Laute und weniger gehemmt, eine fremde Sprache zu sprechen. Gleichzeitig beginnt aber auch die Phase, in der sie sich ihrer Fehler bewusster werden und Angst vor Blamagen entwickeln können. Eine gezielte Förderung beim Ausspracheunterricht kann also nicht nur sprachliche Fähigkeiten verbessern, sondern auch Hemmungen abbauen und langfristig die Motivation steigern.
Dennoch stehen viele Lehrkräfte vor Herausforderungen: Zeitmangel, Unsicherheit in der eigenen Aussprache oder fehlende didaktische Materialien machen es oft schwierig, Aussprache gezielt zu unterrichten. Genau hier setzt die Frage an: Wie können Schulbücher Lehrpersonen beim Ausspracheunterricht unterstützen?
Die easy-Lehrwerksreihe unter der Lupe

Meine Analyse der easy-Bücher zeigt: Die Lehrwerksreihe bietet solide Grundlagen für die Vermittlung der Aussprache und kann definitiv im Englischunterricht herangezogen werden. Hier einige zentrale Aspekte:
- Auch Sprachrhythmus und Intonation will gelernt sein: Die easy-Reihe geht, im Vergleich zu anderen Lehrwerken, über die bloße Vermittlung einzelner Laute hinaus und integriert auch suprasegmentale Aspekte wie Betonung und Rhythmus in ihren Übungen.
- Aussprachehinweise vorhanden: Besonders positiv fällt auf, dass das Vocab und Sounds-Heft gezielte Hinweise zur Lautbildung und Intonation bietet. Diese sind nicht nur für viele Schüler:innen, sondern auch für uns Lehrerkräfte eine wertvolle Unterstützung.

- British English als Standard: Die Lehrwerksreihe orientiert sich bei den Ausspracheübungen an britischem Englisch. Im easy 3 Student’s Kit werden jedoch auch andere englische Varianten in das Aussprachetraining integriert.

- Vielseitige und abwechslungsreiche Aufgabenformate: Insgesamt wurden 129 explizite Ausspracheaufgaben in der easy-Reihe identifiziert. Dabei setzte das Lehrwerk auf eine große Bandbreite an Übungsformaten – von spielerischen Aufgaben und Liedern bis hin zu klassischen Listen-and-Repeat-Übungen.



- Das Problem mit dem Vocab and Sounds-Heft: Trotz der hohen Qualität der Ausspracheübungen zeigte sich in den Interviews mit Lehrkräften ein unerwartetes Problem: Alle befragten Lehrpersonen gaben an, das Vocab and Sounds-Heft nicht zu nutzen. Der Hauptgrund: Es sei unpraktisch, zusätzliches Material mitzuführen, und werde daher im Unterricht nicht eingesetzt. Dies ist insofern problematisch, als sich gerade dort der Großteil der effektiven Ausspracheübungen für den Ausspracheunterricht befindet. Ohne dieses Zusatzheft bleibt das Student’s Kit in puncto Ausspracheförderung deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Hier besteht ein klarer Widerspruch zwischen der Qualität des Materials und seiner tatsächlichen Nutzung im Schulalltag.
easy Tipps für den Unterricht
Wie können Lehrkräfte nun also die Ausspracheförderung im Unterricht noch gezielter gestalten? Hier einige praktische Anregungen für deinen Unterricht:
➡ Mehr Hörverstehen nutzen
Die Audio-Tracks gezielt einsetzen, um Schüler:innen mit verschiedenen Akzenten vertraut zu machen und sie für Unterschiede in der Aussprache zu sensibilisieren. Besonders effektiv: Die Schüler:innen die Aussprache der Charaktere nachahmen lassen.

➡ Rhythmus und Intonation trainieren
Kleine Gedichte, Songs oder Chants eignen sich hervorragend, um Sprachmelodie und Betonung spielerisch zu üben. Dabei sollte nicht nur die Aussprache trainiert werden, sondern auch das Bewusstsein für feine Unterschiede geschärft werden.

➡ Phonetik spielerisch einbauen
Minimal-Pairs-Spiele (z. B. ship vs. sheep) oder Laut-Mazes helfen, schwierige Laute zu unterscheiden. Das Vocab and Sounds-Heft der easy-Reihe bietet hierzu viele wertvolle Übungen.

➡ Gezielte Aussprache-Einheiten einplanen
Es lohnt sich, ganze Englischstunden gezielt der Aussprache zu widmen – zum Beispiel in Form eines Stationenbetriebs oder durch die Nutzung der vielfältigen Übungen im Vocab and Sounds-Heft.
➡ Aussprache kontinuierlich verbessern
Auch in regulären Speaking-Übungen sollte immer wieder auf die Aussprache eingegangen werden. Korrekturen und gezieltes Feedback helfen dabei, spätere Fehler zu vermeiden und langfristig eine klare und verständliche Aussprache zu entwickeln
Fazit: Aussprache gezielt fördern – eine lohnende Investition
Die Analyse der easy-Reihe zeigt, dass Schulbücher eine wertvolle Unterstützung bei der Ausspracheförderung bieten können – vorausgesetzt, sie werden gezielt und bewusst eingesetzt. Gerade das Vocab and Sounds-Heft hält zahlreiche effektive Übungen bereit, wird im Schulalltag jedoch oft übersehen. Hier liegt ein großes Potenzial, das Lehrkräfte mit wenig zusätzlichem Aufwand nutzen können.

Letztlich bleibt die Ausspracheförderung ein essenzieller Bestandteil des Englischunterrichts, der nicht nur die Kommunikationsfähigkeit stärkt, sondern auch das Selbstvertrauen der Schüler:innen fördert. Mit kleinen, regelmäßigen Impulsen lassen sich langfristig große Fortschritte erzielen – und das Beste daran: Es macht nicht nur den Schüler:innen, sondern auch uns Lehrkräften Spaß, Sprache aktiv und bewusst zu erleben!
Haben Sie eigene Tipps oder Erfahrungen mit der Ausspracheförderung im Englischunterricht? Ich würde mich über jeglichen Input riesig freuen!
* Theresa Gamsjäger: MORE! or easy? Pronunciation teaching in Austrian lower secondary schools: EFL coursebooks and reported teaching practices, Wien 2024
Lesen Sie zum Thema Ausspracheunterricht auch: Rettet Cinderella! Wie man englische Aussprache kommunikativ unterrichten kann.