easy listening – Lernen im Rhythmus

Fritz Jerey, Graz

Ein Interview mit easy-Komponist, Arrangeur, Sänger und Produzent Fritz Jerey

easy-Blog: Was ist der Unterschied zwischen Komposition von „normaler“ Musik und Musik für Kinder?

Es macht großen Spaß, für Kinder Musik zu machen, da sie meist sehr offen für Neues sind und Musik nur dahingehend beurteilen, welches Gefühl sie ihnen vermittelt. Formate, wie bei den verschiedenen Altersgruppen von älteren Jugendlichen und Erwachsenen, spielen noch keine große Rolle. Das eröffnet viel kreativen Freiraum beim Komponieren.

Und wie ist das mit Songs, die für den Fremdsprachenunterricht gedacht und gemacht sind? Diese Songs haben ja oft einen Grammatik- oder Wortschatzschwerpunkt … stört das / beeinflusst das den Rhythmus der Musik / den Musiktyp?

easy listening: Fritz Jerey
Fritz Jerey, Graz

Es ist in der Tat eine gewisse „Challenge“, einen fertigen Text, dessen Schwerpunkt nicht in erster Linie auf der „Singbarkeit“ liegt, möglichst musikalisch mit Musik zu verbinden. Aber diese Herausforderung hatte für mich einen großen Reiz, weil man sich in neues Terrain begibt und oft nicht weiß, wohin die Reise geht.

Wie schafft man es, Ohrwürmer für Lernen und Unterricht zu erschaffen, die nicht schon auf 100 Meter gegen den Wind nach Lernen riechen?

Mein Ziel war es, Musik zu machen, bei der man quasi erst hinterher merkt, dass man etwas gelernt hat. Im Idealfall sollte der Spaß beim Hören oder Singen die unvermeidliche „Lernkomponente“ austricksen. Ich bin gespannt, ob dies gelungen ist.

Was ist das Besondere an den easy-Songs?

Ich denke, es handelt sich um ein neues Konzept abseits der üblichen singalong-Muster. Musik zur Unterstützung beim Lernen von Sprachen oder Rechnen ist ja nicht neu. Bei den easy-Songs haben wir aber versucht, echte Popmusik zu kreieren, die genauso gut im Radio laufen könnte und den Geruch des „Schulischen“, der ja bei Kindern meist wenig Begeisterung auslöst ?, zu vermeiden.

easy listening: Andrea und Fritz bei den Aufnahmen. Foto: Fritz Jerey, Graz
Andrea Klein und Fritz Jerey bei den Aufnahmen. Foto: Fritz Jerey, Graz

Was kommt bei Ihnen zuerst: der Text oder die Songs?

Im Fall der easy-Songs waren natürlich die Songtexte bereits vorhanden, welche vorwiegend von Andrea Klein stammen. (Anm. der Redaktion: Andrea schreibt auch sehr praxisbezogene Blogbeiträge für den easy-Blog, wie etwa „Die pädagogisch wertvolle Reise nach Jerusalem“ oder „Das Alibi-Spiel“.) Ansonsten kommt bei mir meist zuerst die Musik und im Idealfall eine hook line als Text oder zumindest die Geschichte, aus der dann der Text entsteht. Es kommt aber auch vor, dass Musik und Text zusammen entstehen, in dem Fall meist der Refrain.

Was ist bei den Aufnahmen speziell zu beachten, etwa bei den SängerInnen?

Die Frage, ob Sänger oder Sängerin hat sich durch die Figuren im Buch ergeben. Verglichen mit normalen Songproduktionen ist bei den easy-Songs aber die Sprachverständlichkeit im Vordergrund, d.h. die Stimme ist auch etwas lauter im Verhältnis zur Musik und natürlich ist die korrekte Aussprache das Wichtigste.

Gab es bei den Aufnahmen zu easy schwierige Momente?  Wenn ja, welche?

Eigentlich kaum, außer dass wir uns bei ein paar Chants nicht entscheiden konnten welche Version/SängerIn wir nehmen sollten…. aber das war dann eher ein „Luxusproblem“, weil uns ja alle gut gefielen.

easy listening: Fritz Jerey
Fritz Jerey, Graz

Was war der lustigste Moment bei den easy-Aufnahmen?

Das A cappella „The monsters’ body shop“ ist mehr oder weniger spontan entstanden. Beim Einsingen des Layouts habe ich herumgeblödelt und verschiedene Charaktere ausprobiert und musste manchmal sehr lachen. Ich dachte ohnehin nicht, dass es als Endfassung bleibt. Aber es blieb dann doch. 🙂

Was waren Aha-Erlebnisse und Erkenntnisse?

Dass die Aussprache nicht zu unterschätzen ist: Wir hatten einen Sängerkollegen aus Jamaika im Studio, um ein Demo einzusingen. Wir hatten zwar viel Spaß beim Aufnehmen, aber am Ende meinte er selbst, dass der jamaikanische Akzent einfach immer hörbar ist.

An welchem easy-Lied hängt ihr Herz besonders? Warum?

Schwierige Frage…. ich mag natürlich alle. 🙂 Aber wenn ich entscheiden müsste, dann vielleicht „A crazy day“, weil es meinen persönlichen Musikgeschmack reflektiert und die eher „alltägliche“ Handlung (Staubsaugen), kombiniert mit der Emotionalität der Musik, eine interessante Spannung erzeugt.

Was ist ihr Lieblings Musikstil?

Es gibt so viel gute Musik unterschiedlicher Stile von Klassik bis Jazz, ich höre eigentlich alles.

Persönlich höre ich gerne oldschool Soul wie Donny Hathaway, James Brown, Stevie Wonder, Michael Jackson, D´Angelo und natürlich aktuelle Künstler wie Ed Sheeran, Justin Bieber (den ich für einen großartigen Sänger halte), Post Malone, Maroon5 und auch viel Latin Music (Reggaeton, Salsa, Bachata). Beruflich interessiert mich generell Popmusik als Spiegel des jeweiligen Zeitgeistes.

Haben Sie selbst eigentlich auch mitgesungen? In andern Worten: Sind auch Sie in den easy-Songs zu hören?

easy listening: Andrea, Rebecca und Fritz. Foto: Andrea Klein, Graz
Andrea, Rebecca und Fritz. Foto: Andrea Klein, Graz

Ja ich habe sechs Songs gesungen:

  • Mira’s magic schoolbag
  • The monsters’ body shop
  • Parrots like carrots
  • It’s hobby time
  • A crazy day und den
  • „easy song“ gemeinsam mit Rebecca.

Wie komponieren Sie normalerweise? Inspiration oder Auftrag?

Beides!  Ich komponiere eigentlich fast immer und bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten, egal, ob im Auto, unter der Dusche oder im Urlaub…man weiß ja nie, wann die Inspiration zuschlägt, deshalb war früher das Diktiergerät mein ständiger Begleiter und heute sammeln sich die Ideen eben als Sprachmemos am Smartphone. Meist rudimentäre Elemente wie Melodie, Rhythmus, Bassline, Ablauf, die ich einfach ins Smartphone summe. Im Kopf höre ich meist den fertigen Song und Sound. Diesen dann im Studio umzusetzen und ihn nicht innerhalb der Produktion zu „verlieren“, ist für mich die eigentliche Herausforderung.

Bei einem Auftrag ist es dasselbe und eine Gelegenheit, den musikalischen Output auf den Auftrag zu fokussieren.

Was waren Ihre bisher größten Erfolge?

Ich hatte das Glück, Ende der 90er Jahre mit dem Pop-Reggae Projekt „Tim Tim“ einen Plattenvertrag bei Emi zu bekommen. Da sich kein Produzent fand, übernahm ich neben der Rolle als Co- Sänger und Komponist auch die für mich neue Aufgabe als Produzent, ich wurde quasi ins kalte Wasser geworfen. Nach einer stressigen Produktionsphase landete das Debüt-Album glücklicherweise auf Platz 1 in den Charts, wir wurden in Österreich „erfolgreichster Act des Jahres“ und auch die folgenden Singles wurden in insgesamt 50 Ländern zu Sommerhits, darunter Titel wie „Under The Mango Tree“, „Singalongsong,“ „Under The Sun“.

Dadurch ergaben sich auch internationale Kontakte, aus denen sich für mich als Komponist bzw. Produzent später interessante Kooperationen ergaben, z.B. mit Künstlern wie Shaggy, Jean Paul, Missy Elliot, Marc Anthony, Pitbull und auch heimischen Acts, wie der EAV, für die ich seit 2004 bei Produktionen tätig bin. Das EAV-Abschiedsalbum ist im Spätherbst 2019 in Deutschland auf Platz 3 in die offiziellen Albumcharts eingestiegen.

Zurzeit arbeite ich an verschiedenen Projekten für junge Künstler und an Remixes für DJ´s aus Deutschland und UK für Sony Music, Universal und verschiedene Indie-Labels.

Diese Bandbreite ist sehr beeindruckend!

Vielen Dank für das Interview und für die tollen easy-Songs und weiterhin so großen Erfolg!

Karl Hofbauer war Lehrer für Englisch, Deutsch und Deutsch als Fremdsprache. Seit 2009 ist er beim VERITAS Bildungsverlag, aktuell als Marketingverantwortlicher für die digitale Lernwelt und als Redakteur für den easy-Blog und scook.

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