Building the writing habit – Schreiben im Anfangsunterricht

Beitragsbild Building the writing habit

Fotolia.com/Robert Kneschke

Der Lehrplan betont für den Anfangsunterricht zwar speziell die verstärkte Förderung mündlicher kommunikativer Kompetenzen (siehe dazu den Blogpost Building the speaking habit), aber es ist auch wichtig, dass die SchülerInnen ausreichend Gelegenheit bekommen, ihre Schreibkompetenz (und oft auch Schreibmotivation) schrittweise aufzubauen.

Wie beim Sprechen geht es auch hier darum, dass die SchülerInnen Selbstvertrauen und Routine in ihrer Rolle als Writers entwickeln. Es geht darum, „to build the writing habit“ [1], bevor SchülerInnen Textsorten produzieren können, die auch in realen Kommunikationssituationen vorkommen.

Dieser Beitrag stellt drei Fragen in den Mittelpunkt und liefert einige Antworten darauf:

  1. Wie lässt sich building the writing habit im Anfangsunterricht umsetzen?
  2. Warum lohnt es sich, häufig kurze Schreibanlässe im Unterricht einzubauen?
  3. Was ist die Funktion von scaffolds (Handlungshilfen) [2]?

1. Schreiben zur Gewohnheit machen

Die meisten SchülerInnen würden vermutlich bestätigen, dass sie im Englischunterricht viel schreiben: Sie schreiben von der Tafel ab, sie füllen Lückentexte oder ähnliche Übungen aus, sie schreiben Sätze, in denen sie bestimmte grammatische Strukturen verwenden müssen, sie ergänzen reading / listening comprehension tasks, sie schreiben Vokabeln auf usw. All das wird didaktisch als writing-for-learning bezeichnet, Schreiben, um etwas zu lernen oder zu üben. [3]

Building the writing habit geht darüber hinaus: Es soll den Lernenden zu mehr Routine beim Schreiben verhelfen, so dass sie mehr Vertrauen beim Schreiben entwickeln und auch ‚flüssiger‘ (im Sinne von schneller) schreiben. Harmer [4] unterscheidet zwei grundsätzliche Verfahren: instant writing und collaborative writing. Beide lassen sich im Anfangsunterricht entweder mit Schreibanlässen aus dem Buch kombinieren oder sie sind einfach selbst zu erstellen. Einige Beispiele für beide Methoden.

Instant writing

Instant writing zielt darauf ab, das spontane Schreiben zu fördern:

  • Die SchülerInnen bekommen Satzanfänge diktiert, wie im Beispiel aus dem easy book 1, S. 41, Nr. 5 und sie ergänzen sie so schnell wie möglich. Diese Aufgaben lassen sich im Anfangsunterricht für Alltagsthemen gut personalisieren, z.B. Satzanfänge zu daily routines: On Monday, I … / In the morning I …; zu feelings: I am happy / sad / … when … oder zu my hobbies: I am good at / I can . ….
    easy_1_book_S_41_Nr_5
  • Es gibt zahlreiche Variationsmöglichkeiten mit weniger Lenkung: Sie geben nur das Thema vor – gemeinsam mit einer Zeitvorgabe (z.B. 2-3 Minuten) oder einer bestimmten Anzahl von Sätzen (z.B. Write three sentences about …); oder die SchülerInnen bekommen eine Illustration, ein Foto, Emojis, Musik usw. als prompt. [5]

Collaborative writing

Collaborative writing ermöglicht den SchülerInnen, voneinander zu lernen, weil es gilt, gemeinsam Ideen zu finden oder ein gemeinsames Produkt zu schaffen:

  • Als Partnerarbeit bieten sich viele Schreibanlässe an, z.B.: easy book, S. 63, n. 5.
    writing easy_1_book_S_63_Nr_5
    Naheliegend ist die Partnerarbeit natürlich für das Schreiben von kurzen Dialogen als Vorstufe zu ihrer mündlichen Umsetzung:
    easy_1_book_S_61_Nr_5b writing
    Durch die Interaktion beim Schreiben fällt es den Lernenden oft leichter, Ideen zu generieren und passende Formulierungen zu finden.
  • easy book enthält auch komplexere Aufgaben für Kleingruppen, bei denen die Zusammenarbeit die Lösung der Aufgabe erleichtert oder spannender macht:
    easy_1_book_S_105_My_task_My_Sunday_Breakfast writing
  • Eine Methode mit größeren Gruppen, bei der alle gleichzeitig schreiben, ist der story circle. In jeder Gruppe beginnen alle mit einem weißen Blatt, auf dem sie den ersten Satz aufschreiben, den die Lehrperson diktiert. Dann setzen alle die Geschichte (es könnte aber ebenso eine Postkarte, ein Chant oder Ähnliches sein) mit einem Satz fort. Anschließend reichen alle ihr Blatt zur nächsten Person weiter und schreiben auf diesem Blatt einen passenden Satz dazu usw. Der Kreis schließt sich, wenn jedes Gruppenmitglied wieder ihr/sein ursprüngliches Blatt in der Hand hält und die Geschichte zu einem Ende bringt.

2. Kurze, dafür häufigere Schreibanlässe in den Unterricht einbauen

Wie die bisherigen Beispiele zeigen, muss Schreiben keine Zeit raubende Aktivität im Unterricht sein. Kurze Schreibanlässe, die für die SchülerInnen interessant und relevant sind, bei denen sie vielleicht zusammenarbeiten können, haben den Vorteil, dass sie auch von schreibunwilligen Schülerinnen und Schülern als weniger mühsam empfunden werden. Für die Motivation sind Aufgaben förderlich, bei denen die Lernenden einen persönlichen Bezug herstellen können oder die in eine lebensnahe Situation eingebettet sind.

easy_1_book_S_107_Nr_5a_b
Der größte Vorteil, wenn ich Schreiben in den Unterricht integriere, ist, dass ich als LehrerIn die Schreibprozesse der SchülerInnen aktiv begleite: ich kann motivieren, Ressource sein, Hilfestellung oder konstruktives Feedback geben. Die SchülerInnen können sich außerdem gegenseitig unterstützen (mit Ideen, sprachlich …).

Am Ende des Schreibens kann dem Geschriebenen sofort eine ‚Bühne‘ gegeben werden und es wird nicht nur writing for writing’s sake betrieben: Die SchülerInnen können entstandene Produkte in der Klasse gegenseitig lesen, Dialoge vorspielen oder in mini-presentations vorstellen. Die SchülerInnen erhalten schon in easy 1 eine kurze Anleitung dafür: ‚How to do a mini-presentation‘ in ‚easy 1 grammar & how tos‚, S. 33. Damit wird einerseits das Schreiben mit anderen Fertigkeiten kombiniert, andererseits bekommt das Geschriebene Aufmerksamkeit. Das wirkt sich auch positiv auf die Haltung zum Schreiben aus. [6]

All das ist nicht möglich, wenn das Schreiben nur auf zu Hause ausgelagert wird. Selbst wenn das Schreiben als Hausaufgabe erfolgt, sollen die SchülerInnen regelmäßig die Gelegenheit erhalten, für ihre Arbeit in der folgenden Englischstunde noch einmal eine ‚Bühne‘ zu bekommen.

3. Die Funktion von Scaffolds

Im Anfangsunterricht spielt neben der Art der Schreibaufgaben noch das Unterstützungsangebot, auf das die SchülerInnen beim Schreiben zurückgreifen können, eine zentrale Rolle: die sogenannten Scaffolds als konkrete Handlungshilfen. Siehe dazu auch den Blogbeitrag „Differenzierung, Individualisierung und Personalisierung – Eine Annäherung„. Der easy Teacher’s Guide enthält dazu ebenfalls nützliche Informationen und viele Beispiele.

In easy 1 gibt es vielfältige kurze Schreibanlässe. Die SchülerInnen erhalten dabei Hilfestellungen für unterschiedliche Bereiche oder Stadien des Schreibprozesses. Diese Scaffolds stellen immer Angebote dar, die die SchülerInnen mehr oder weniger stark in Anspruch nehmen können. Die SchülerInnen haben die Wahl, ihre eigenen Ideen umzusetzen.

Am häufigsten sind Formulierungshilfen:

  • durch vorgefertigte Phrasen oder Satzbausteine
    writing easy_1_book_S_77_Nr 3
  • durch model texts
    writing easy_1_book_S_135_Nr_4

Scaffolding findet auch in Form von Hilfestellung bei der inhaltlichen Strukturierung statt:

  • durch Inhaltspunkte, die die SchülerInnen abdecken müssen:
    easy_1_book_S_79_Nr_6
  • durch Bildimpulse, die den inhaltlichen Ablauf vorgeben:
    easy_1_book_S_101_Nr_3 writing

Aber auch verschiedene Planungshilfen für komplexere (Schreib-)Aufgaben, die in mehrere Schritte unterteilt sind, stellt easy zur Verfügung:

  • Mind-maps
  • Leitfragen

easy_1_book_S_57_My_task_Lets have a partyDie My task-Seiten, die am Ende jedes Topics vorkommen, führen die SchülerInnen step-by-step zu einem oder mehreren (schriftlichen) Produkten, die in das Portfolio aufgenommen werden können oder in der Klasse, zu Hause oder auch im Rahmen eines K-E-L-Gesprächs vorgestellt werden können.

Schreiben regelmäßig in den Unterricht zu integrieren, trägt wesentlich zu building the writing habit bei und fördert auch die Schreibmotivation, weil sich abwechslungsreiche Methoden und Hilfestellungen umsetzen lassen. Das ist ein wichtiger Schritt, um SchülerInnen auf reale Schreibsituationen und Textsorten vorzubereiten.


[1] Harmer, J. (2015). The Practice of English Language Teaching (5th ed.). Harlow: Pearson Education. S. 367ff

[2] Paßler, A., & Horak, A. (2015). Schriftliche Kommunikation im Englischunterricht Sekundarstufe I. Abrufbar unter: http://oesz.at/OESZNEU/document2.php?Submit=&pub_ID=180 S. 5

[3] Siehe Harmer, J. (2015, S. 369); Haß, F., & Kieweg, W. (2012). I can make it! Englischunterricht für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten. Seelze: Klett, Kallmeyer. S. 92 nennen es writing to learn.

[4] Siehe Harmer, J. (2004). How to teach writing. Harlow: Pearson Education, S. 63ff.

[5] Weitere Beispiele finden Sie in Hermansson, C., & Lindgren, E. (2019). Developing young writers in ELT. Part of the Cambridge Papers in ELT series. [pdf]. Abgerufen von: https://www.cambridge.org/gb/files/1015/7856/0229/CambridgePapersInELT_YLWriting_2019_ONLINE-2.pdf S. 7.

[6] Siehe Harmer, J. (2004), S. 84; Haß, F., & Kieweg, W. (2012), S. 94 und Hermansson, C., & Lindgren, E. (2019), S. 8-9.

Tanja Greil ist seit 2004 Fachdidaktikerin für Englisch an der Universität Salzburg. Als Englischlehrerin war sie in verschiedenen Schulen und in der Erwachsenenbildung tätig. Neben allen didaktischen Fragen rund um den Englischunterricht beschäftigt sie ihre Familie, mit der sie in Tirol lebt.

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