Wollten Sie immer schon mit wenig Aufwand die ganze Klasse fesseln und zugleich verschiedenste kommunikative Kompetenzen aktivieren? Die Aktivität „Alibi-Spiel“ bietet all das und kann eingesetzt werden, sobald Fragewörter (when, who(m), where, how many…) und die past tense eingeführt sind. Sie kann bis zu einer Schulstunde dauern, ist vorwiegend mündlich und bietet auch eine brauchbare Nachbearbeitung als abschließende schriftliche homework.
So funktioniert’s:
Zwei ungleich große Teams spielen gegeneinander: Drei SchülerInnen als Verdächtige (suspects) und der Rest der Klasse als die KriminalkommissarInnen (detectives).
Denken Sie sich irgendein kleines Verbrechen aus, das die drei suspects begangen haben sollen.
Als konkretes Beispiel sagen wir in diesem Blogbeitrag, es wurde am Sonntagnachmittag das Schulbuffet ausgeräumt und der Schulwart hat drei Verdächtige gesehen, die mit vollem Bauch geflüchtet sind.
Die suspects schmieden ihr Alibi
Die drei suspects werden aus der Klasse hinausgeschickt. (Ich überspringe die Diskussion der Aufsichtspflicht und hoffe auf team-teaching! 🙂 )
Die suspects haben nun den Auftrag, sich untereinander ein Alibi für den vergangenen Sonntagnachmittag auszudenken. Sie sollen sich also genau ausmachen, was sie gemacht/erlebt/konsumiert haben etc.
Vorher muss aber auf jeden Fall geklärt werden, an welchem Ort sie angeblich gemeinsam waren, damit die KommissarInnen, also der Rest der Klasse, sich passende Fragen dazu überlegen können.
Sagen wir, die drei suspects geben an, zum Zeitpunkt des Verbrechens in einer Konditorei gewesen zu sein.
Geben Sie den suspects den Auftrag, Antworten auf möglichst viele potenzielle Fragen vorzubereiten, die ihnen – einzeln – rund um ihren Aufenthalt in der Konditorei gestellt werden könnten, aber verraten Sie ihnen nicht zu viele Möglichkeiten!
Auf der Hand liegen Fragen wie: Wer hat was getrunken, wer hat was gegessen, wann sind sie dort angekommen, wieviel haben sie bezahlt, haben sie getrennt gezahlt, hat einer für alle bezahlt (und wenn ja, wer?), gab es Trinkgeld etc.
Die detectives wollen das Alibi natürlich sprengen
Während die suspects sich Antworten zurechtlegen und so ihr Alibi schmieden und einlernen, da sie später getrennt voneinander befragt werden, suchen die detectives Fragen, mit denen sie das Alibi sprengen können und auf welche die suspects möglichst nicht vorbereitet sind.
Damit die ganze Klasse profitiert, oder zumindest aktiv ist, bilden Sie als LehrerIn Teams in der Klasse, die sich Fragen ausdenken und aufschreiben sollen. Es hat sich in meiner Praxis als sinnvoll erwiesen, wenn man diese Fragen nach Themen vorsortiert und auf Kleingruppen aufteilt, weil sonst ALLE mit der Frage „What did you drink?“ daherkommen.
Konkrete Fragen zum Alibi
In konkreten Fall „Konditorei“ könnten das folgende Fragen sein:
Fragen zu Ankunft und Weggehen
- Nicht nur Offensichtliches wie „When did you arrive there?“ und „What is the name of the place?“, sondern auch „Did you all leave together?“ bzw. „Who left first?“, oder „How did you get there, walking, by bike or by bus?“
- Auch genaue Uhrzeiten: „What time did you leave?“
Fragen zum Inneren der Konditorei
Aussehen der Möbel, Toiletten, KellnerInnen.
- „Was it a round table? Was it made of wood? Was there a tablecloth on it?”
- “Did a waitress or a waiter serve you? What did he/she look like? What was he/she wearing?”
- “Where did you sit, near the bar, near the entrance or in a corner?”
- “Was there music?”
- “Did [Lara] sit opposite [Nico] or next to him? Left or right?“
Fragen zum Bestellen und Bezahlen
- “What was the colour of the menu card? Was it just a simple card or a folder? A real brochure?“
- „What did you order? What did your friends order? Did you order another drink? Did you order a cake?“
- „How much did you pay? Did you pay together? If yes, who paid? Did you leave a tip?“…
Nebenhandlungen
- „What did you talk about?“
- „What was the weather outside like?“
- „Did any of you go to the toilet?“
- „Were your parents with you?”
Fragen der detectives vor dem Spiel kontrollieren
Wenn es also diese vier inhaltlichen Bereiche gibt, und Sie z.B. 28 SchülerInnen haben, bleiben nach Abzug der suspects 25 SchülerInnen übrig, die zu detectives ernannt werden. Diese werden in Gruppen geteilt und je eine Gruppe findet Fragen zu einem Themenbereich.
Geben Sie den detectives maximal fünf Minuten für die Vorbereitung, da Sie die gefundenen Fragen vor dem Hereinkommen der suspects auch kurz durchchecken sollten! Das ist in diesem Fall absolut gerechtfertigt, damit das Spiel dann flüssig abläuft und Sie nicht aus dem Stegreif unverständliche Fragebildungen verbessern müssen.
Dabei werden Sie praktischerweise streng sein, was Wiederholungen von Fragen betrifft. Wenn die ersten zwei detectives bereits Fragen nach Getränken und Preisen formuliert haben und Sie sie für die richtige Fragebildung gelobt haben, dann brauchen die nächsten zwei detectives nicht nochmal genau dasselbe fragen.
Inzwischen haben die drei suspects draußen ihre Story vorbereitet. Auf Englisch natürlich, wobei jede/r auch von jedem anderen alle Details wissen sollte, nicht nur von sich!
Endlich: Das Verhör beginnt
Die/der erste suspect wird hereingeholt und mit dem Verbrechen konfrontiert.
Sagen Sie als Lehrperson zur Einleitung etwas wie:
„[Nico], last Sunday late afternoon the school buffet was robbed. Somebody stole all the sweets and drinks. The school caretaker saw three suspects running away with big and heavy bags of candy. One of them looked like you. So where were you last Sunday afternoon?“
Diese erste Frage können noch Sie stellen, dann übergeben Sie an die detectives, die angehalten sind, Notizen zu machen!
Es wird sicherlich Fragen geben, auf die [Nico] nicht vorbereitet ist, z.B. „Was there an electrical hand dryer or were there paper towels in the toilet?“. Da wird er improvisieren müssen! Umso mehr Spaß für die detectives, wenn suspect 2 und 3 dieselbe Frage beantworten sollen!
Die Antwort „I don’t know“ ist übrigens sehr zum Leidwesen der Verdächtigen nicht zulässig!
Keine Kommunikation unter den suspects
Achtung: wenn der erste suspect interviewt wurde, und der zweite hereingebeten wird, soll der erste keinen Blickkontakt zum zweiten haben, da dieser sonst Antworten durch Blickkontakt/Mimik vorgeben kann!
Ab dem Verhör des zweiten suspects ist das Spiel unglaublich lustig, weil die suspects kaum alle Fragen vorbereitet haben können und sich ungewollt widersprechen.
Dass beim Alibi-Spiel ganz intensiv Fragestellung und past tense-Formen geübt und trainiert werden, ist den SchülerInnen dabei meistens gar nicht bewusst! ?
Weitere Möglichkeiten für das Alibi-Spiel finden Sie im downloadbaren Worksheet „More Locations“.